Rote Khmer -eine Schreckensherrschaft
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Die roten Khmer - Kambodschas Geschichte

Rote Khmer und eine Schreckensherrschaft? In Kambodscha?


Ja, genau. Davon habe ich auch sehr wenig gewusst, bis ich Ende Februar die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh erreichte. Dort wurde ich in die jüngste Vergangenheit des Landes geworfen und diese lässt mich nicht mehr ganz los. So wie viele andere auch, machte ich einen "Ausflug" zu dem Sicherheitsgefängnis s21 und den Killing Fields.
An Hand der Namen der Destinationen konnte ich mir ja ausmalen, dass da keine fröhliche Geschichte erzählt werden würde - aber das es mich so fesseln würde hätte ich nicht gedacht.

Ich war besonders auch fassungslos darüber, dass ich so gut wie nichts davon wusste. Rote Khmer hatte ich schon mal gehört irgendwann. Mehr nicht.

Aus diesen Gründen habe ich mich nun etwas mehr dem Thema gewidmet.


Ich habe mit Einheimischen darüber geredet, mich im Internet informiert und es hallt auch immer noch der deutschsprachige Tourguide in meinen Ohren.
Auf Grundlage dieser Quellen möchte ich nun das Wissen festhalten, damit ich es nicht vergesse - und vielleicht auch ein wenig davon weitergeben

Eins noch vorweg :
Ich garantiere keine 100 prozentige Richtigkeit und Korrektheit meiner Angaben. Ich bin weder Geschichtslehrerin noch ein Zeitzeuge. Aufgeschrieben habe ich es in meinen Worten, einfach erklärt ohne zu tief in die Politik einzudringen. Ich habe mir dennoch große Mühe bei den Recherchen gegeben da mich das Thema packt.

Hier nun mein Artikel über die schlimmen Ereignisse unter den roten Khmer. Eine fast 4-jährige Diktatur, in der unter Pol Pot die Nation in Hunger, Zwangsarbeit und Tod getrieben wurde. Eine Zeit Ende der 70er, in der 1/4 der Einwohner Kambodschas auf grausame Art und Weise ihr Leben lassen mussten. Für eine Ideologie, die bescheuerter nicht sein konnte - verzeiht den Ausdruck. Schufften, leiden und sterben für Angka.

Die roten Khmer? Die jüngste Geschichte Kambodschas - eine Einleitung.


In Kambodscha herrschte bis 1975 ein jahrelanger Bürgerkrieg. Gekämpft wurde zwischen den Parteien des Landes. Darunter insbesondere die kommunistische Partei Kampucheas (=rote Khmer) gegen die vereinigte Nationalfront sowie die damalige Regierungsspitze. In dieser Zeit herrschte auch der Vietnamkrieg, weswegen es vermehrt zur Einmischung Vietnams kam - und natürlich, wie kann es anders sein : den vereinigten Staaten von Amerika.
Es gibt einige Quellen, die darauf hinweisen das es vor allem letztere Großmacht mit ihren Bombardierungen gewesen sei, die viele junge Kambodschaner in die Partei der roten Khmer getrieben hätte. Aber das, (hust) weiß natürlich niemand, und im Besonderen ich - nicht ganz so genau und verweise auf Fachliteratur. Ich würde niemals etwas schlechtes über Amerika sagen, nein! ;-)

Während des Bürgerkrieges gewann die kommunistische Partei Kampucheas immer mehr an Mitglieder und somit an Macht. Neue Soldaten warben sie insbesondere in ländlichen Gebieten. Dort konnten sie mit ihrer Ideologie punkten. Auch Vietnam half bei der Ausbildung und Rekrutierung. (Aus welchen Interessen dies zustande kam, entnimmst du bitte einer sicheren Quelle)

Die roten Khmer (=kommunistische Partei Kampucheas) konnten durch ihre Macht im April 1975 den Bürgerkrieg für sich gewinnen. Der jahrelange Krieg war vorbei - selbst die Amerikaner zogen ihre Streitkräfte ab. Die Bevölkerung jubelte bei der Machtergreifung den roten Khmer zu, sie freuten sich zunächst über das neue, sogenannte Kampuchea. Zunächst....

Die roten Khmer : ihr Anführer Pol Pot und die Ideologie.

Pol Pot hat diktatorisch geherrscht, wurde aber erst nach der Machtergreifung 1975 der Kopf der kommunistischen Partei. Er und seine engsten roten Kameraden unterlagen allerdings einer Geheimhaltung. Es waren wohl kleine Schissmücken : sie versteckten sich unter der allgemeinen Bezeichnung Angka, was übersetzt einfach soviel wie revolutionäre Organisation bedeutet.. Also waren die Kernsätze derer nicht etwa "Für unseren Diktator Pol Pot" sondern "Für Angka!"
Die Bevölkerung wusste somit nicht, wer hinter der Partei stand oder was ihre Pläne waren.

Die Ideologie
Die roten Khmer wollten einen Bauernstaat errichten, in dem Exporte von z.B. Reis verdreifacht werden sollten und jeder Einwohner zum landwirtschaftlichen Erfolg beitragen sollte. Sie verfolgten außerdem die Meinung, es sei eine unglaublich gute Idee alle Menschen gleich zu stellen. Und zwar gleich weit unten.
Sie empfanden Bildung und westliche Standards (ich verweise ungern auf die Einmischung der USA) als äußerste Bedrohung. Ausländer mochten sie auch nicht, ebenso wenig wie Religion. Also eigentlich mochten sie gar nichts, außer Landwirtschaft und völlige Gleichstellung.
Hassparolen gegen Stadtmenschen wurden in den ländlichen, ärmeren Regionen daher gerne angenommen. Insbesondere Kinder wurden durch den Hass gegen die oberen Schichten als Soldaten angeworben. Ihnen wurde erfolgreich vermittelt, die besser verdienenden seien an ihrer Armut schuld. Und am Krieg, und überhaupt...

Nach der Machtergreifung : die kranke Ideologie wurde durchgesetzt

Im April des Jahres 1975 hatten sie also die Macht über das Land errungen und vorerst waren viele Khmer glücklich. Über das Ende des Krieges und über einen Machtwechsel. Sie empfangen die Horden an Kindersoldaten mit Jubel und Applaus.

Es dauerte jedoch nicht lange, bis die roten Khmer ihre Ideologie ans Licht brachten. Noch im gleichen Monat zogen hunderte, mit Maschinengewehren ausgestattete Kindersoldaten in die Stadt Phnom Penh ein. Ihre Befehlshaber oft nicht älter als 20. Der Befehl lautete : Evakuierung der gesamten Stadt, die damals 2 Millionen Einwohner zählte. Das Fundament für die Evakuierung bildete die Aussage, Amerika würde angreifen. Die Anwohner der Stadt dürften in 3 Tagen zurück in ihre Häuser, hieß es.
Natürlich war es eine Lüge
- Niemand der 2 Millionen Einwohner durfte nach 3 Tagen zurück und Amerika hatte Phnom Penh nicht bombardiert. Innerhalb eines Tages hatte sich Phnom Penh in eine Geisterstadt verwandelt.
Die Menschen wurden wie Vieh weiter aus der Stadt getrieben. Ohne Hab und Gut, nur mit dem, was sie tragen konnten. Alte, Kranke, Kinder. Sie alle hatten einen wochenlangen Marsch vor sich. Stets mit einem Gewehr im Nacken und ohne erholsamen Schlaf - geschweige denn ausreichend Verpflegung. So ist es natürlich auch nicht verwunderlich, das viele niemals am Ziel ankamen.

Aber wo war das Ziel dieser Wanderung?
Nach wochenlangem Marsch konnten sich die völlig verängstigten und mittlerweile auch gespaltenen Familien nicht etwa erholen, nein. Ihnen wurde ein Stück Land zugewiesen, irgendwo in der Natur. Für ein Dach über dem Kopf mussten sie selbst sorgen. Ihnen wurde befohlen ihr Haus zu bauen.
Lehrer, Richter, Musiker und Hausfrauen, welche noch niemals ein Handwerk ausgeübt hatten. Gegenseitig unter anderen Familien durfte man sich nicht helfen, stattdessen war das Gelächter der wachsamen Soldaten groß. "Nichtmal die Grundlagen beherrschen diese Stadtmenschen!". Dabei hatten viele der gebildeten Leute vorher angegeben ein Handwerk zu können, da das Outing als gebildeter Mensch einem Todesurteil gleichkam.

Sklavenarbeit
Als die Menschen sich mit ihrem neuen Leben etwas arrangiert hatten und ihre Schlafstätten fertig waren wurden sie versklavt. Zur Landschaftsarbeit auf Reisfeldern und Gemüsefarmen. Von früh bis abends war unter strengster Bewachung hartes Schufften angesagt. Als Verpflegung gab`s für jeden Arbeiter morgens und abends ein paar Löffel Reissuppe. Also Wasser mit etwas Reis. Durch den starken Hunger kam es natürlich auch mal zu den Versuchen, Gemüse vom Feld zu "stehlen". Damit war man leider ein Feind Angkas, da es sein Essen war - und Feinde Angkas wurden nicht selten einfach hingerichtet.

Gleichstellung
Eine Klassengesellschaft sollte völlig abgeschafft werden und so kam auch dieser Teil der Ideologie nach der Machtergreifung zum Vorschein.
Individualität sollte abgeschafft werden.
Die Kleidung war sehr dunkel bis schwarz, natürlich bedeckend. Dazu gab es einen rot-weißen Schal um den Hals. Männer- und Damenhaarschnitte waren geschlechtsspezifisch alle gleich - Männer hatten einen relativ normalen Kurzhaarschnitt, Frauen hatten schulterlanges Haar. Es gab für jeden die gleichen Rationen Reis (ausgenommen der Elite). Im Gleichschritt ging es zur Feldarbeit, im Gleichschritt in die gerade Schlange an der Essensverteilung.

Medizinische Behandlung
Viele Menschen erkrankten unter den miserablen Arbeitsumständen und der unhygienischen Lebensgrundlage. Aber auch hier galt :Gleiche medizinische Behandlungen für alle - nämlich gar keine. Es gab schlichtweg auch keine Ärzte mehr, diese waren verdächtig. Westliche Medizin war ebenfalls verboten.

Geld
Geld wurde unter den roten Khmer vollständig abgeschafft. Kein Besitz für niemanden. (Es bleibt die Frage ob die oberste Elite unter Pol Pot noch Geld besaß...)

Bildung
Es gab weder normalen Unterricht, noch Ausbildungen. Bildung wurde nicht nur als völlig unnütz betrachtet, sondern wurde verabscheut. Intelligente Menschen stellten eine Bedrohung dar.
Der einzige Unterricht der erfolgte, war die Ausbildung zum Soldat. Besonders stark und gesund erscheinende Kinder durften von den Feldarbeiten abgezogen werden und in Kampfkunst und in Aufopferung für Angka gelehrt werden.

Die Massensäuberung.

Parallel zu der Zwangsarbeit wurden sogenannte Massensäuberungen durchgeführt, ähnlich wie im Nationalsozialismus. Betroffene waren Ausländer, Menschen die eine Fremdsprache beherrschten, Brillenträger, Menschen mit weichen Händen und generell sämtliche Gebildeten.
Für das "demokratische Kampuchea" waren diese Menschen nicht nur zum Erreichen des Bauernstaates unnütz - nein, sie waren eine Bedrohung und potenzielle Gegner des Regimes. Viele versuchten ihre Herkunft und ihren Bildungsgrad zu verheimlichen, aber das Regime hatte seine Methoden, die "Verdächtigen" herauszufiltern.

Ebenso "unnütze Menschen" waren sämtliche Stadtmenschen und Religiöse, wie beispielsweise die vielen Mönche. Die "unnützen Menschen" waren jedoch nicht als solch große Gefahr angesehen wie die "Verdächtigen", daher durften sie weiter in der Versklavung leben.

Die Verdächtigen herausfiltern....


Die genannten Verdächtigen wurden schlichtweg gefoltert. Verdächtigt wurden sie als Regimegegner, was jeder Gebildete sein konnte. Als Indiz reichte eine Brille völlig aus. Pol Pot sagte hierzu : "Lieber Unschuldige töten, als einen einzigen Verdächtigen zu verschonen." (nicht wortwörtlich, ich fand keine Quelle mehr, außer den Tourguide in meinem Kopf.)
Sie wurden in eines der 200 Lager gebracht, das Bedeutsamste ist das Sicherheitsgefängnis Toul Sleng oder auch s21 in Phnom Penh, über das ich in Bälde einen anderen Artikel schreiben werde.

Soviel vorweg : Als Verdächtiger wurde man gefoltert bis ein "Geständnis" eingeholt werden konnte. Als Geständnis galt beispielsweise der Satz : "Ja, ich bin Arzt!" - Ein Todesurteil, welches für viele Gefolterten die bessere Alternative war.

Ob nun die ausgehungerten Leichen von den Reisfeldern oder die hingerichteten Verdächtigen, sie alle wurden in die im ganzen Land verteilten Massengräber gebracht. Manche von ihnen waren noch nicht vollständig tot. Um Munition zu sparen wurden sie erschlagen oder ähnliches. Daraus resultierend gab es auch Beerdigungen bei lebendigem Leib.
Die "berühmtesten" Massengräber befinden sich ebenfalls in Phnom Penh und deren Bezeichnung als "Killing Fields" lässt nichts Gutes vermuten.

Die roten Khmer : Ende und Resümee einer Schreckensherrschaft

Die Horrorshow der roten Khmer wurde vier Jahre lang aufgeführt. In diesen 4 Jahren starb in Folge der Regierung 1/4 der Bevölkerung. Das kleine Land zählte damals nur 8 Mio Einwohner - 2 Mio davon ließen ihr Leben. Entweder als unterernährter, kranker Sklave auf den Feldern - oder als gebildeter "Verdächtiger" unter Folter in den Lagern.
Auswirkungen bis heute:
Familien waren getrennt worden und bis heute haben sich manche nicht wieder gefunden.
Die studierten, gebildeten oder künstlerisch Begabten des Landes wurden ausgelöscht, sodass das Land leider immer noch starke Probleme, beispielsweise im medizinischen Bereich aufweisen muss. Ebenso sorgte die Abschaffung des Geldes dafür, das viele Khmer auch 40 Jahre später kein Vertrauen in Geld haben. Davon abgesehen ist das Land bis heute auf Entwicklungshilfe angewiesen.

Das Ende der Horrorshow.
Die Beendigung der Horrorshow erfolgte Anfang 1979 durch den Einmarsch Vietnams. Das Ziel war die Beendigung des Pol Pot-Regimes. Streitkräfte der roten Khmer wehrten sich, verloren aber nach einigen Gefechten den Kampf. Obwohl sie vorbereitet waren und mehr und mehr Kindersoldaten ausbildeten, mussten sie sich ergeben. Ein Großteil des Regimes, so auch Pol Pot, flohen in die umliegenden Länder.
Ein sehr interessanter Fakt ist übrigens, das Deutschland gegen den Einmarsch der Vietnamesen nach Kambodscha protestierte. Grund mit unbekannt.
Die Vietnamesen besetzen nun das Land für einige Jahre und bildeten eine vorübergehende Regierung dort. Ebenfalls befreiten sie natürlich Gefangene.

Währenddessen operierten die roten Khmer aus dem Untergrund weiter und sie genossen sogar noch den Besitz eines UN-Sitzes. Bis 1991. Also mehr als 11 Jahre später verloren sie erst ihren UN-Sitz, so lange dauerte es, bis sie ihr Ansehen in der westlichen Welt verloren.
Auszug aus Wikipedia hierzu :
"Die Roten Khmer wurden auch nach ihrer Entmachtung in Folge der vietnamesischen Okkupation von den Vereinten Nationen als legitime politische Vertretung Kambodschas anerkannt, da einige westliche Staaten, insbesondere die Vereinigten Staaten, eine Legitimierung der vietnamesischen Besetzung ablehnten."
Das ist für mich so unfassbar das ich speien möchte. Es folgte ein weiterer Bürgerkrieg, in dem die roten Khmer ihr Kamputchea zurück erobern wollten und es ist davon auszugehen, das sie Hilfe bekamen. Von wem? Vom Westen! Von Engländern und ja, von Deutschland!
Ein weiterer Auszug hierzu :
"So setzten sie beispielsweise Panzerabwehrwaffen der westdeutschen Firma MBB im Kampf gegen die Regierungstruppen ein."


Das erste Mal frei wählen durften die Kambodschaner 1993. Im Jahr 1998 kapitulierten die letzten Kämpfer der roten Khmer.

Am 17. Februar 2009 wurde der erste Prozess vor dem Roten-Khmer-Tribunal eröffnet, angeklagt wurden unter anderem der damalige Leiter des S21. Einige Verhandlungen laufen immer noch.
Pol Pot starb 1998 in einer Villa in Kambodscha.

Ich spare mir jegliches Kommentar, da ich gerade wirklich sauer bin. Hinterlasse du mir doch ein Kommentar, ich würde mich sehr freuen. Findest du Fehler oder hast eine Anmerkung zum Thema? Ich fänd`s klasse wenn du dich zu Wort melden würdest.
Quellen:

- Genozid Museum Toul Sleng Phnom Penh (Audioguide)
- Killing Fields Phnom Penh (Audioguide)
- Wikipedia : https://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer
- Wikipedia :de.wikipedia.org/wiki/Pol_Pot
- welt. de : https://www.welt.de/geschichte/article139682955/Pol-Pots-Wahn-forderte-taeglich-1400-Menschenleben.html
- Film Netflix Original : "Der weite Weg der Hoffnung" (wahre Geschichte)
- Einheimische Kambodschaner

2 Comments

  1. oliver koll sagt:

    ist schon traurig wie schnell die Welt vergessen kann und dass die meisten hauptverantwortlichen ihr leben weiterhin in saus und braus führen konnten(können?)

Ich freue mich über deine Erfahrung zum Thema!