Erwartungsfrei nach Nicaragua. Backpacker 2.0
Ich kam also etwas gleichgültig nach Nicaragua. Es war mir eigentlich egal, wo ich war. Ich fühlte mich ziemlich abgehärtet, hatte ich doch alles schon erlebt, was man als Backpacker so erleben könnte. Nichts ist leichter für mich, als das Reisen. Hürden, seltsame Zwischenfälle, kleine und große Problemchen hatte ich durch. Ich war nun ein "ausgewachsener" Backpacker, irgendwie schockte mich nichts mehr. Auch die Mentalität war mir ja nicht mehr fremd, eher fühlte es sich nach einem Ausflug in ein vertrautes Nachbarland an. Keine große Sache, meine Einreise.
Ich erinnere mich sehr gut an meine ersten Monate auf Reisen in Südostasien. Da fielen sie mir auf, die Art Backpacker und Soloreisende im Bus, die im breitbeiniger Sitz den Besonderheiten des Landes oder den Einheimischen keinerlei Beachtung schenken. Freundlich zwar, aber super cool und erhaben saßen sie da - komplett relaxed, als wären sie die Profis schlechthin, aber trotzdem ein bisschen "abgelebt". Ich saß da, hibbelig, mich freuend über jede Seltsamkeit, euphorisch wegen des Ziels, mir Sorgen machend, ob ich`s bis zum nächsten Klo aushalte. Und ich beneidete diese Art Backpacker um ihre Coolness und ihre Erfahrung, die aus den Augen strahlt. Aber sie taten mir gleichzeitig leid - denn sie erschienen auch gelangweilt und desinteressiert.
Ein Jahr später sitze ich im Bus nach Leòn - und stelle fest : Ich bin genau
dieser Backpacker geworden.
Ankunft in der Nacht.
Ich kam mitten in der Nacht in Leòn an. Um zwei Uhr morgens wurde ich von dem Kleinbus nach einem Stempel - Marathon (Auschecken E Salvador, einchecken Honduras - auschecken Honduras - einchecken Nicaragua) an meinem Hostel abgeliefert. Ich war nicht die Einzige, die es in`s
Hostel Via Via zog, welches sich gleichzeitig als Hostel, Bar, Restaurant und Touristenoffice herausstellte.
Wohl wissend, das ich so spät ankomme, hatte ich mein Bett im Mehrbettsaal vorab gebucht. In Leòn gibt es massenhaft Unterkünfte - das ich ausgerechnet das Via Via buchte, hat mit Zufall nichts mehr zu tun. Wäre ich nicht hier eingecheckt, hätte ich niemals die schönste Zeit meines Lebens gehabt. Noch wusste ich das nicht - aber was ich nun noch weiß ist, das es mir sehr unwohl war die erste Nacht. Wie kann es nur so heiß sein? Es ist ja nicht so, das ich nicht an die Tropen gewohnt wäre. Aber das mir Nachts der Schweiß den Rücken runter läuft hatte ich so auch noch nicht.
Um zwei Uhr das Acht-Bett-Zimmer zu stürmen, dann auch noch das Bett suchen zu müssen, herausfinden das es (natürlich!) der obere Platz eines Stockbettes ist und die Leiter natürlich knarzt; kein Stromanschluss für`s restlos leere Handy zu finden, nochmal ins angrenzende Bad zu müssen, auf dem Weg dahin den Kulturbeutel fallen zu lassen, im Dunklen über Berge von Backpacks zu klettern und dann auch noch die unendliche Hitze dieser Stadt und die fehlende Klimaanlage im Raum - es war nicht mein bester Einstieg in eine neue Stadt.
Und wie bloß kann das nachts so heiß sein?!